Berichte

Lindauer Handballer brechen den Bann und siegen mit einem Tor Unterschied

Der TV Weingarten (li. Lennart Lohrmann) bekam den TSV Lindau (re. Maik Grote) nicht zu fassen. (Foto: Fabian Enzensperger)

Erfolg im Aufsteigerduell: Der TSV Lindau freut sich über das erste Erfolgserlebnis in der laufenden Landesligasaison. Gegner Weingarten bleibt punktlos.

Niklas Euchner pariert gegen Julian Gauger und der TV Weingarten hofft noch auf einen letzten Angriff. Vergebens. Die Uhr tickt runter und das Kellerduell der Handball-Landesliga ist vorbei. Der TVW unterliegt am Samstag auswärts dem TSV Lindau mit 30:31 (14:15) und steht nach sieben Begegnungen weiterhin ohne einen einzigen Zähler da.

„Es war ein sehr faires Spiel, beide Teams pflegen ein gutes Miteinander. Lindau hat es cleverer gemacht. Wir hatten zu viele technische Fehler und in der Abwehr war es zu wenig“, sagte Niklas Zülke, Kapitän des TV Weingarten. Summa Summarum kam er zu dem Ergebnis, dass sich die Oberschwaben selbst geschlagen haben. Aufgeben ist aber keine Option. In jedem Spiel hat der TVW gute Phasen, „die zeigen, was in der Mannschaft steckt“, so Zülke. „Die Jungen haben einen Riesenschritt gemacht.“ Für Zülke ist es ein „Prozess, viele haben noch nie in der Landesliga gespielt“.

Aber die Saison sei lang und zumindest der drittletzte Platz ist bei lediglich zwei Punkten Vorsprung komplett in Sichtweite. „Wir müssen weiter Gas geben“, betonte Zülke, der damit rechnet, dass die Aufsteiger Weingarten, Lindau, HC Lustenau um den Relegations- und ersten Nichtabstiegsplatz kämpfen. Bei der MTG Wangen II, die vier Siege in Serie landete, gilt es die Entwicklung abzuwarten.

TSV Lindau setzt sich in der entscheidenden Phase ab

In der Partie am Samstag führte der TVW kein einziges Mal. Nach 121 Sekunden lagen die Gäste in der Dreifachturnhalle in Lindau-Aeschach mit 1:4 hinten und mussten aufpassen, das Spiel nicht schon in der Anfangsphase zu verlieren. Und das ist auch gelungen: Weingarten ließ die Inselstädter nicht wegziehen – nach 50 Minuten trennte beide Teams lediglich ein Tor (26:25 für Lindau). Doch dann passierte das, was meist Kinder zu hören bekommen: Der TVW hatte seine fünf Minuten. Fehlpässe, ungenaue Abschlüsse und eine chaotische Defensive führten dazu, dass sich die Lindauer Handballer ein gutes Polster aufbauten (30:26).

Was den TVW-Coach Lukas Paul ärgerte, freute den Lindauer Trainer. „Wir haben uns in der entscheidenden Phase absetzen können“, sagte Broszio und wusste, dass der Vorsprung kurz vor Spielschluss im Normalfall „groß genug ist, um zu gewinnen“ – das war auch am Samstag der Fall. Wenngleich der TSV sich am Ende mehrere Strafen einhandelte und ein bisschen konfus agierte. „Wir nehmen in Unterzahl viel zu schnell die Abschlüsse, das ist eine Sache, war wir nicht machen wollen“, sagte Broszio. Ausdrücklich wollte er damit aber keine Kritik üben. „Das war im Eifer des Gefechts. Wir haben gewonnen, das zählt.“

Simon Stausberg kann nach kurzer Pause weiterspielen

Für Broszio war es der erste Ligasieg als Lindauer Coach – er übernahm das Amt vom Spielertrainer Jörg Lützelberger, der nun den Drittliga-Tabellenführer HG Saarlouis trainiert. „Es ist ein gutes Gefühl, es geht aber nicht um mich, sondern darum, dass wir als Mannschaft den Bann gebrochen haben. Wir waren bissiger, das Tempospiel hat funktioniert, wir haben von Außen mehr Tore gemacht – es war so, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagte Broszio. „Wir haben alles gegeben und bis zum Ende konsequent gespielt. Das hat sich bezahlt gemacht, wir sind jetzt glücklicherweise auf der Punktetabelle angekommen“, sagte Stausberg.

Der 30-jährige Rückraumspieler musste etwa zehn Minuten aussetzen (13.). Bei einer Bewegung ist er auf einen Fuß getreten und „weggeknickt“, so Stausberg. „Es war eine blöde Aktion, es tat am Anfang weh.“ Nach dem Kühlen und ein paar erfolgreichen Sprungtests ging es weiter. Zur Freude der Zuschauer und seines Trainers. „Es wäre ein herber Verlust gewesen. Simon ist schon ein sehr wichtiger Spieler für uns. Er arbeitet viel weg, ist mit seinen Ausmaßen unangenehm“, sagte Broszio.

Die Lindauer hoffen nun, dass sie im kommenden Heimspiel gegen den TV Altenstadt (Samstag, 29. November, 19.30 Uhr) erneut Zählbares sammeln. „Natürlich kann das ein Wendepunkt sein“, meinte Broszio, der nach drei Aufstiegen in Folge aber keinen Druck aufbauen will: „Wir wussten, dass es schwer ist. Das ist meiner Meinung nach der bisher größte Step. In der Landesliga wird viel körperlicher gespielt, die Abwehr ist robuster und die Torhüter sind richtig stark. Wir hatten im Kader Abgänge mit wirklich wichtigen Spielern.“ Broszio hielt aber auch fest: „Der Klassenerhalt ist trotzdem unser Ziel. Wir werden alles geben.“ Der Anfang ist mit dem Sieg Kellerduell gegen Weingarten gemacht.

Handball-Landesliga: TSV Lindau – TV Weingarten 31:30 (15:14). – TSV: Ellermann, Steppan (im Tor); Stausberg (7 Tore, 3 Siebenmeter/3 Tore), Bräu (1), Miller, Hadrich (2), Grote (3), Haller (7, 1/0), Knechtel, Gauger (5), Wiedrich, Richter, Grübel (4), Grauer (2), Pieper (4, 1/0), Brombeis – TVW: Nuffer, Euchner (im Tor); M. Gröbe (2), Zülke (5), Hauck, Lohrmann (2), Boscher (8, 4/4), N. Gröbe (4), Holzer (2), Wiedemann (2), Enderle (2, 2/1), Thiele (3, 1/0), Werges.