Der Jubel war groß am Samstag in der Sporthalle in Aeschach und 350 Zuschauer feierten mit Standing Ovations Lindaus Handballer in den letzten Minuten, als der Sieg bereits in Stein gemeißelt war. Im entscheidenden Rückspiel der Relegation gegen den TV St. Georgen bewies der TSV Lindau seine Qualität. Die Inselstädter siegten mit 32:26 (12:6) gegen die Bergstädter aus dem Schwarzwald, die nach 60 Minuten den Abstieg in die Bezirksoberliga verkraften mussten. Das Hinspiel hatte der TSV mit 24:23 für sich entschieden.
Es ist ein Handball-Märchen, das gerade in Lindau geschrieben wird. Schon zum dritten Mal in Folge ist der TSV aufgestiegen und hat sich damit in kürzester Zeit von der Kreisliga in die Landesliga gespielt. Nach dem abermals grandiosen Saisonfinale hieß es am Samstag in Lindau aber auch Abschied nehmen. Matthias Seidel kehrt berufsbedingt in seine Heimat zurück und Spielertrainer Jörg Lützelberger wird als neuer Coach bei Drittligist HG Saarlouis die Inselstädter in Zukunft nur noch aus der Ferne unterstützen können.
Lützelberger und Broszio überschütten Ellermann mit Lob
Seinen Abschied nahm Lützelberger am Samstag als Feldspieler im Rückraum und war voll des Lobes für sein Team: „Das war eine sehr gute Abwehrleistung mit einer sehr guten Torwartleistung dahinter. Das muss man einfach sagen, dass wir mit Jens Ellermann einen unglaublich starken Spieler in unseren Reihen haben, der nicht nur in der Relegation, sondern die ganze Saison sehr gut gehalten hat“, betonte Lützelberger.
Im Angriff verzichteten die Lindauer wie schon in St. Georgen auf den Torwart und setzten erfolgreich auf die Taktik mit dem siebten Feldspieler. Der körperlich starke Gegner fand dagegen vor allem in der ersten Halbzeit keine Lösungen. Mit nur sieben Toren insgesamt traten sie den Gang in die Kabine an und konnten auch in Hälfte zwei das Spiel nicht mehr drehen. Mit Teamgeist und großer Entschlossenheit verteidigte der Bezirksoberliga-Vierte im Entscheidungsspiel seinen Vorsprung und war trotz zweier Roten Karten für Johannes Brombeis (29.) und Oussama Hadrich (48.) nicht mehr zu bremsen.
„Wir haben während der Saison keinen Gedanken daran verschwendet, dass es überhaupt so weit kommt, dass wir diese Relegation spielen können“, sagte der neue Trainer Robert Broszio, der verletzungsbedingt in die Fußstapfen von Lützelberger tritt. Der langjährige Kapitän und Goalgetter der Lindauer schrieb diesen Erfolg ebenfalls auch Ellermann zu: „Wenn man das Spiel nüchtern analysiert, müssen wir uns einfach bei unserem Torwart bedanken. Wenn man einen da hinten drinstehen hat, der 20 Paraden hat, da tut sich jede Mannschaft schwer.“
TSV Lindau meldet eine zweite Mannschaft
Für die neue Herausforderung in der Landesliga müssen sich die überraschten Lindauer erstmal selbst sortieren. Mitte Juli startet nach der Pause das Training für die neue Liga. „Jetzt müssen wir planen und es wird auch bestimmt ein, zwei Veränderungen geben, aber mit den Hallenzeiten wird es schwierig werden, weil auch eine zweite Mannschaft kommen wird“, meinte Broszio und versprach, „dass wir vorbereitet in die Landesliga kommen werden.“
André Krüger, Vorsitzender der Abteilung Handball, konnte es ebenfalls noch nicht ganz fassen: „Es ist unglaublich. Damit hat keiner gerechnet. Wir wären mit dem Klassenerhalt zufrieden gewesen. Die Mannschaft war einfach bombe und motiviert von der ersten bis zur letzten Minute.“ In der nächsten Saison wird er sich zusammen mit Norbert Knechtel wieder die Handballschuhe anziehen, um sich in den Dienst der neuen Reserve beim TSV zu stellen. „Wir haben eine super A-Jugend, die dieses Jahr rauskommt. Sie werden die erste Geige bei uns in der Bezirksklasse spielen.“
Nach circa 20 Jahren darf sich der TSV Lindau jetzt wieder Landesligist nennen. Die Herausforderungen wollen die Inselstädter annehmen und werden „sich gewissenhaft darauf vorbereiten“, so Kapitän Alexander Haller, denn die Motivation vor dem Spiel war, „schon heute im Minimum den Klassenerhalt für übernächstes Jahr in der Bezirksoberliga klarzumachen.“
TSV-Präsident Dominik Moll zeichnete das Spiel mit der Kamera auf und war zu Recht stolz auf die Mannschaft: „Es ging doch eine Ecke mehr zur Sache und es war in keiner Sekunde eng. Wir haben gesehen, dass wir gegen einen Landesligisten komfortabel gewinnen können. Jetzt schnuppern wir nächste Saison und schauen, ob wir uns daran gewöhnen können.“
TSV Lindau: Ellermann, Steppan (beide Tor); Pieper (6 Tore, 3 Siebenmeter/2 Tore), Bräu, Hadrich (1), Stausberg (3), Haller (4), Rutschke (5), Grübel (5), Grauer, Lützelberger (1), Seidel (2), Miller (4), Brombeis (1)