Das Verletzungspech hat den TSV Lindau in dieser Saison heimgesucht. Mehr als eine Handvoll Spieler sind beim Handball-Bezirksoberligisten zuletzt ausgefallen. Noch nicht absehbar ist eine Rückkehr von Julian Gauger nach seinem Kreuzbandriss. „Da gibt es kein Überraschungscomeback“, sagt TSV-Kapitän Alexander Haller vor dem nächsten Derby beim TSB Ravensburg (Samstag, 18 Uhr, Kuppelnauhalle).
Broszio feiert starkes Comeback nach seiner Verletzung
Personell hat sich die Lage dennoch aber wieder etwas gebessert. Schlüsselspieler Robert Broszio stand beim 28:27 (14:13)-Sieg bei der HSG Friedrichshafen-Fischbach wieder auf der Platte und warf prompt acht Tore. „Auswärts zu gewinnen, ist immer schön. Das war ein rundum gelungener Abend“, erinnert sich Haller gerne an den vergangenen Samstag.
Es war zugleich das Debüt von Moritz Pieper im Lindauer Trikot. Der 26-Jährige ist zu einem „super Zeitpunkt“ nach Lindau gewechselt. Auf Rückraum Mitte ist der TSV gerade nicht so gut besetzt, und dass der ehemalige Jugendspieler des Bundesligisten TBV Lemgo noch unheimlich viel Qualität mitbringt, „setzt dem Ganzen die Krone auf“.
Wer ebenso auf sich aufmerksam machte, war ein A-Jugendspieler. Rechtsaußen Moritz Miller versenkte fast jede Chance und hatte mit seinen vier Treffern einen großen Anteil am dritten Lindauer Saisonsieg. „Er hat es sehr gut gemacht“, lobt Haller. Der Bezirksoberligist wird damit für den Mut belohnt, seinen Nachwuchs einzubauen. „In erster Linie sollen sie Jugend spielen“, betont Haller.
Derzeit können die jungen Spieler besonders viel lernen
Dem TSV ist es aber ein Anliegen, dass die Talente schon früh mit der ersten Mannschaft trainieren und auch in den Ligaalltag reinschnuppern. Insbesondere, wenn die Personalsituation überschaubar ist. „Jeder Spieler auf der Liste ist Gold wert“, so Haller. Deshalb war aus der Jugend auch Linksaußen Julian Richter dabei, wenngleich er am Ende ohne Einsatzminute blieb. Momentan können die jungen Spieler extrem viel lernen, da der TSV auf der Trainerposition mit dem Wahl-Lindauer und EHF-Mastercoach Jörg Lützelberger gerade besonders hohe Expertise besitzt.
Den Sieg in Friedrichshafen will Lindau nicht überbewerten. „Wir hatten ein bisschen Glück, dass sich zwei sehr torgefährliche Spieler (Elias Rebstein und Lukas Jörger, Anm. d. Red.) während des Spiels verletzt haben“, sagt Haller. Ihm hat es viel Spaß bereitet, dem jungen Rebstein zuzusehen und er wünscht dem Häfler Handballer, dass er nächste Partie wieder starten kann.
Lindauer müssen mit ihren Kräften haushalten
Dennoch gibt der Derbyerfolg Rückenwind für die Begegnung in Ravensburg. „Wenn wir die Gelegenheit kriegen, Punkte zu bekommen, dann werden wir sie ergreifen“, sagt Haller. Einen Anreiz liefert der Blick auf die Tabelle: Sollten sich die Inselstädter durchsetzen, dann würden sie den SC Lehr, Ravensburg und BW Feldkirch überflügeln und vom neunten auf den sechsten Platz springen.
In der vergangenen Partie in Friedrichshafen spielte der TSV seine Angriffe häufig sehr geduldig aus – Heimtrainer Andreas Rohrbeck bewertete das als „passives Spiel“ und empfand das fast schon als regelwidrig. An den Lindauern prallt das ab, sie schauen, was für sie am erfolgversprechendsten ist – der Klassenerhalt ist das Ziel des Aufsteigers. „Wir haben einen verhältnismäßig älteren Kader und wollen, dass die besten Spieler möglichst lange spielen. Man muss mit den Kräften haushalten und das kann man am besten im Angriff machen“, sagt Haller. Wenn es aber sinnvoll ist, werden die Lindauer das Tempo verschärfen.