Es ist kurz vor 21 Uhr am vergangenen Samstagabend, als es in der Sporthalle Lindau-Aeschach beinahe mucksmäuschenstill wird. 22:22 steht in grünen Ziffern auf der Anzeigetafel, darunter ist „30:00“ in roter Farbe zu lesen. Die Partie ist eigentlich zu Ende. Aber eben doch nicht. Wenige Augenblicke zuvor ertönte ein Pfiff der Unparteiischen und Julian Gauger wurde mit der Roten Karte des Feldes verwiesen. Der fünffache Torschütze im Trikot des TSV Lindau war in der Landesligabegegnung bei einer Rettungsaktion zu spät gekommen. Folgerichtig bekamen die Handballer der HSG Oberkochen-Königsbronn noch einen Siebenmeter zugesprochen. Die Sirene läutete bereits das offizielle Spielende ein. HSG-Hüne Lukas Eckardt trat an, verzögerte kurz und versenkte den Ball per Aufsetzer im Tor von Jens Ellermann – 23:22 für die HSG, somit unterlag Lindau im ersten Ligaspiel nach dem Aufstieg knapp.
Oberkochen/Königsbronn verpasste in der vergangenen Spielzeit in der Relegation knapp den Verbandsliga-Aufstieg. Folgerichtig waren die Rollen in der Lindauer Sporthalle vor dem Anwurf klar verteilt. Und doch entwickelte sich in Summe ein offener Schlagabtausch, und zwar mit schönen Angriffen auf beiden Seiten. Aber eben auch dem einen oder anderen technischen Fehler. Insbesondere in den Anfangsminuten vor stimmungsvoller Kulisse wirkten beide Kontrahenten etwas überhastet.
Stimmungsvolle Kulisse in der Sporthalle Lindau-Aeschach
Es waren offiziell 153 Zuschauer, volle Hütte also. Denn auch Oberkochen-Königsbronn hatte einige Fans an den Bodensee mitgebracht. Die machten ebenso lautstark Stimmung wie der heimische Anhang. „Auf geht’s Lindau, auf geht’s!“ skandierten die Kinder an der Seitenlinie und die Tribünengäste klatschten begeistert mit. Und das erst recht, als Alexander Haller per Strafwurf in Minute 25 auf 11:7 stellte. Ellermann hatte da schon den einen oder anderen Wurf entschärft. Außerdem bekam er darüber hinaus so manchen Abpraller zu fassen. Es sah gut aus für den Außenseiter im grünen Trikot.
Aber die HSG kam zurück und verkürzte zur Pause auf 9:11. Als Simon Stausberg in der 38. Minute das 14:11 erzielte, nahmen die Gäste eine Auszeit. Die zeigte Wirkung. Denn in Minute 44 war der 15:15-Ausgleich geschafft. Ab diesem Zeitpunkt entwickelte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen beiden Mannschaften. Der TSV traf und die HSG antwortete, oder umgekehrt. Als der spätere Siegtorschütze Eckardt per Doppelschlag für eine 22:21-Führung sorgte (59.), nahm TSV-Coach Robert Broszio sofort das Timeout. Zehn Sekunden vor dem Ende glich Lukas Miller für Lindau zum 22:22 aus. Beide Fanlager hatten sich dann eigentlich mit einer gerechten Punkteilung angefreundet. Bis Gauger alles riskierte, im Zweikampf zu spät kam und Eckardt eiskalt blieb.
Noch während die Gästespieler in der Jubeltraube feierten, ging Elias Bräu auf Jens Ellermann zu und bedankte sich bei ihm für einen richtig starken Auftritt. Als die erste Enttäuschung über die knappe Niederlage etwas verraucht war, sang die gesamte TSV-Mannschaft für einen langjährigen Edelfan ein Geburtstagsständchen. Herzliche Umarmungen inklusive. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht und hätten uns einen Punkt verdient“, sagte Broszio. „Der Gegner war in den letzten zehn Minuten allerdings cleverer als wir. Da haben wir zu viele freie Würfe vergeben. Im Großen und Ganzen bin ich mit dem Auftritt aber zufrieden. Trotz des knappen Ergebnisses macht das Lust auf mehr. Die Stimmung in der Halle war klasse und auch in der Mannschaft stimmt es. Wir haben mit Jens und Ronald (Ronald Steppan, Anm. d. Red.) ein super Torhüterduo, bei dem wir uns regelmäßig bedanken können.“ Denn bereits in den Aufstiegsspielen der Landesliga-Relegation hatten beide Akzente gesetzt.
Weiter geht es für den TSV Lindau mit einem Auswärtsspiel bei der TSG Schnaitheim. Anwurf in der Ballspielhalle in Heidenheim-Schnaitheim ist am Samstag um 19.30 Uhr.
TSV Lindau: Ellermann, Steppan (beide Tor); Haller (6 Tore, 3 Siebenmeter/3 Tore), Stausberg (6), Gauger (5), Bräu (2), Miller (2), Brombeis (1), Hadrich, Steder, Klemens, Grübel, Grauer, Broszio, Pieper, Knechtel